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Neue leistungsfähige Leitung verstärkt Stromnetz

10.12.2012

Netzbetreiber nimmt Hochtemperaturseil in Betrieb - Rennsteig-Leitung wird nicht überflüssig

Von Andreas Göbel
Gemeinsam mit Spezialisten des Stromnetzbetreibers 50Hertz sitzt Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) an einem Schaltpult im Umspannwerk im thüringischen Remptendorf. Nach einem Mausklick sieht er durch die Fenster, wie sich draußen ein riesiger Greifarm an eine Stromleitung legt. Die neue Hochtemperaturleitung ist in Betrieb. „Wir betreten damit technisches Neuland“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung von 50Hertz, Boris Schucht. An den Masten der vom Umspannwerk abgehenden 18 Kilometer langen Trasse bis zur bayerischen Grenze hängen neue, leistungsfähigere Leitungen. In den kommenden fünf Jahren soll die Technik auf Herz und Nieren geprüft werden. Rösler erwartet daraus Erkenntnisse für ihren Einsatz auf anderen Trassen. Zudem soll die Strecke das bisherige Nadelöhr auf dem Weg des Stroms von Norden nach Süden entschärfen.

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Foto: Jens-Ulrich Koch / dapd

Neue Technik kann 300 Megawatt mehr transportieren
Das Geheimnis der neuen Technik liege in der speziellen Stahllegierung im Kern des Seils, sagt der Technische Geschäftsführer von 50Hertz, Frank Golletz. Herkömmliche Seile könnten mit maximal 1.800 Megawatt belastet werden, dabei entwickelten sich Temperaturen von bis zu 80 Grad Celsius. Die neue Legierung werde mit einer Erwärmung von bis zu 200 Grad fertig. Dadurch könne die Kapazität auf rund 2.100 Megawatt erhöht werden. Dabei bleibe die Ausdehnung durch die Wärmeentwicklung auf dem Niveau der herkömmlichen Seile. Bundeswirtschaftsminister Rösler betont, dass das Unternehmen mit dem Projekt dem Auftrag nachkomme, vor dem Neubau von Leitungen alle Ausbaumöglichkeiten zu prüfen und umzusetzen. Damit die Energiewende gelinge, müssten Planungsverfahren in Zukunft generell deutlich beschleunigt werden. Dazu sei eine bessere Zusammenarbeit von der kommunalen bis zur europäischen Ebene nötig. Die Einwände der Bürger kämen bei der Erarbeitung des Netzausbauplans nicht zu kurz, versprach der Minister. Hoffnungen, dass die Aufrüstung auch die im Bau befindliche Leitung über den Rennsteig überflüssig machen könnte, dämpft der Minister allerdings: „Diese Technik ist nur für Teilstrecken geeignet“. Ein Einsatz im gesamten Netz sei nicht möglich.

Einsparungen von 15 Mio. Euro erwartet
Für die Landrätin des Ilm-Kreises, Petra Enders (Linke), die sich seit Jahren in ihrer Heimatgemeinde Großbreitenbach gegen den Bau der 380-KV-Leitung über den Rennsteig engagiert, sind die Lobgesänge von Politik und Netzbetreibern nicht nachvollziehbar. „Ich begrüße diesen Ausbau. Er kommt aber viel zu spät. Wir hätten das schon vor Jahren tun können“, sagt sie der Nachrichtenagentur dapd. Seit 2007 hätten Linksfraktion und Bürgerinitiativen „gebetsmühlenartig“ die Einführung von Hochtemperatur-seilen, intelligenten Netzen, eines Freileitungsmonitorings und Gleichstromtrassen gefordert. „Wir wurden ausgelacht dafür“, sagt Enders. Weder die Bundesregierung noch die Stromversorger seien offenbar an dezentralen Lösungen interessiert. Das Teilstück ab Remptendorf sei ein wichtiger Schritt, betont dagegen Schucht. Pro Jahr könnten so etwa 15 Mio. Euro gespart werden, die durch Eingriffe in das überlastete Netz erforderlich würden. Doch der Neubau der Trasse durch den Thüringer Wald sei unvermeidlich. Mit dieser Trasse könnten rund
100 Mio. Euro gespart werden. Die aktuelle Aufrüstung sei vergleichbar mit dem Bau einer zusätzlichen dritten Fahrbahn auf einer zweispurigen Autobahn, erläutert der Technische Geschäftsführer Golletz. „Dadurch kann aber der Neubau einer ganz neuen dreispurigen Stromautobahn, wie es die Strecke über den Rennsteig ist, nicht ersetzt werden“.

  Quelle: dapd


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