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Norwegen investiert in neue Krankenhäuser und Medizintechnik

09.02.2018

Zahlreiche Einzelprojekte / Flächendeckende E-Health-Plattform vorgesehen

Von Heiko Steinacher
Norwegen will mehrere Krankenhäuser neu bauen beziehungsweise modernisieren. Viele Projekte befinden sich erst in der Planungsphase, sodass es zahlreiche Einstiegschancen für Unternehmen gibt. Das größte Vorhaben ist der Ausbau der Universitätsklinik Oslo, der umgerechnet rund 2 Milliarden Euro kosten soll. Hohe Summen sind auch für Medizintechnikbeschaffungen vorgesehen, was deutschen Firmen im Königreich ebenfalls gute Zulieferchancen eröffnen dürfte.

In Norwegen gibt es vier regionale Gesundheitsbehörden: Helse Sor-Ost, Helse Vest, Helse Midt-Norge und Helse Nord. Sie sind als staatliche Unternehmen für ein abgegrenztes geografisches Gebiet und/oder spezifische Tätigkeiten verantwortlich. Im Zeitraum 2018 bis 2021 planen sie zusammengenommen Investitionen in Höhe von 6,3 Milliarden Euro. Gut die Hälfte davon entfällt auf Helse Sor-Ost, die den Großraum Oslo – und dadurch wesentlich mehr Krankenhäuser als jede der übrigen regionalen Gesundheitsbehörden – abdeckt. Davon wiederum gehen 800 Millionen Euro in Medizintechnik und IT-Ausrüstungen.

Helse Vest sieht in den vier Jahren Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro vor (davon knapp 300 Millionen Euro für Medizintechnik und IT), Helse Midt-Norge 900 Millionen Euro (300 Millionen Euro) und Helse Nord 600 Millionen Euro (200 Millionen Euro).

Ausbau der Osloer Universitätsklinik dürfte rund 2 Milliarden Euro kosten
Zu den größten anstehenden Projekten zählen der Ausbau und die Modernisierung der Universitätsklinik in Oslo für knapp 2 Milliarden Euro sowie in Stavanger (rund 880 Millionen Euro), ferner der Bau eines Krankenhauses in Drammen (ca. 850 Millionen Euro).

Landesweit müssen an bestehenden Krankenhäusern vorhandene Helikopter-Landeplätze ausgebaut werden, damit auch moderne Rettungshubschrauber dort landen können. Einige Projekte befinden sich aber erst in der Konzeptionsphase, so dass viele Gelder bislang noch gar nicht budgetiert wurden.

Sykehusbygg, der staatliche Lieferant für alle regionalen Gesundheitsunternehmen, informiert ausführlich über anstehende Bauprojekte in dem Bereich. Sykehusbygg ist für alle Projektphasen beim Krankenhausbau verantwortlich.

Doch Aufträge winken nicht nur bei Baumaßnahmen. Für die neuen Abteilungen werden auch moderne medizintechnische Ausrüstungen benötigt. Angesichts der starken Auslandsabhängigkeit bei Medizintechnik – die Importquote Norwegens in dem Bereich liegt bei 75 bis 80 Prozent – dürften sich hierdurch gute Zulieferchancen für deutsche Unternehmen ergeben. Als nationales Beschaffungsorgan für Großlieferungen und Krankenhausausstattungen wurde im Jahr 2016 Sykehusinnkjop gegründet. Dagegen obliegt der öffentliche Einkauf von E-Health-Diensten Norsk Helsenett.

Trondheimer Krankenhaus investiert in innovative eidgenössische Technik
Verstärkt nachgefragt werden unter anderem assistive Technologien für ein selbständigeres Leben und Arbeiten. Ende November bekam der Schweizer Technologiekonzern Ascom den Zuschlag für die Lieferung von 4.000 mobilen Smart Devices an das St. Olavs Krankenhaus in Trondheim. Diese sollen dabei helfen, das bestehende Benachrichtigungssystem im Pflegebereich zu verbessern.

Die regionale Gesundheitsbehörde im Südwesten des Landes, Helse Vest, hat im August ein IT-System vom dänischen Softwareunternehmen Systematic geordert, das Patienten mittels GPS-gestützter Ortung dabei hilft, den Weg von ihrer Wohnung zu den für sie relevanten Abteilungen der Krankenhäuser im gesamten Gebiet zu finden. Auch den Krankenhausmitarbeitern soll die IT-Lösung den Weg zwischen den verschiedenen Abteilungen ihrer Häuser erleichtern.

In einigen Bezirken Oslos läuft darüber hinaus ein Pilotprojekt zum Testen von Sicherheitsalarmen, elektronischen Medikamentendispensern und Gesundheits-Apps zur Eigenmessung. Bis Ende 2018 sollen diese Technologien im gesamten Stadtgebiet eingeführt sein.

E-Health-Plattform im Gesundheitsbereich geplant
E-Health genießt in Norwegen Priorität, weshalb das Land dazu eine nationale Strategie („One Citizen - One Health Record“) verabschiedet hat. Ziel im Rahmen dieser Initiative ist es, eine landesweite E-Health-Plattform für alle Bürger und Anbieter im Gesundheitsbereich zu schaffen. Einerseits sollen Patienten auf ihre Krankenakten und ihre Krankheitsgeschichte zugreifen können, andererseits Leistungserbringer auf allen Versorgungsstufen einen harmonisierten Zugang zu den Daten erhalten. Um nationale Lösungen im IT-Bereich besser steuern, durchführen und verwalten zu können, wurde Anfang des Jahres 2016 eigens eine staatliche Behörde für E-Health (Direktoratet for e-helse) gegründet.

Umfangreiche Fördergelder für Forschung und Innovation
Immer mehr norwegische Unternehmen engagieren sich in Forschungs- und Entwicklungs(FuE)-Programmen im Bereich umgebungsunterstütztes Leben. Um Innovationen in diesem Bereich noch stärker anzuregen, arbeitet die Regierung derzeit an einem Weißbuch.

Aus dem Rahmenprogramm der Europäischen Union (EU) für Forschung und Innovation „Horizont 2020“, an dem das Königreich zusammen mit 15 weiteren Nicht-EU-Staaten beteiligt ist, haben norwegische Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Forschungsinst-itutionen fast eine halbe Milliarde Euro erhalten. FuE-Maßnahmen zur Entwicklung der gesundheitlichen Versorgung unterstützt die Europäische Kommission auch über das Cross4Health-Projekt, an dem neben Partnern aus Frankreich, Schweden, Spanien und dem Vereinigten Königreich auch das Zentrum für Innovation und Technik in Nordrhein-Westfalen, kurz ZENIT, aus Mülheim an der Ruhr beteiligt ist. Cross4Health ist im Oktober in Oslo gestartet und wird mit 5 Millionen Euro aus Brüssel gefördert. Von norwegischer Seite stellt außerdem der Forschungsrat (Forskningsradet) hohe Fördergelder für FuE-Maßnahmen bereit.

  Quelle: www.gtai.de / www.handelskammer.no


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