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Plastikrecycling in der Landwirtschaft: Tropfrohre

21.04.2022

Ein Projekt ebnet den Weg für das Recycling von Tropfrohren in der Landwirtschaft

Tröpfchenbewässerung ist sicher die ressourceneffizienteste Bewässerungsart. Sie hat sich als nachhaltig, sparsam und effektiv erwiesen. Je nach Kultur müssen die Tropfrohre allerdings jährlich oder sogar mehrmals im Jahr getauscht werden. Das ist weder nachhaltig noch kosteneffizient. Bisher mussten sie die Anbauer nämlich selbst und oft sogar teuer entsorgen.

Für dünnwandige Einwegrohre zur Tropfbewässerung, die vor allem für Sonderkulturen wie Spargel, Erdbeeren oder Gurken 2022 neu gekauft werden, ist daher ein flächendeckendes Recycling geplant. Ein Pilotprojekt aus 2021 zeigt, wie das abläuft und was die Wiederverwertung kostet.

Ein Plastikproblem in der Landwirtschaft

In Landwirtschaft und Gartenbau wird immer mehr Plastik eingesetzt. Die wichtigsten Einsatzgebiete sind unter anderem Folienabdeckungen von Kulturen, um das Wachstum zu steuern, etwa Mulch- oder Lochfolien und Vliese, Foliengewächshäuser und Minitunnels, Ballenfolien, Netze, Garne als Verpackungen von Großballen, aber auch Tropfrohre, um zu bewässern, inklusive Einmaltropfrohre. Diese bestehen ausschließlich aus Polyethylen (PE).

Während etwa in Wein oder Baumobst eher dickwandige Tropfrohre oft über 20 Jahre lang genutzt werden, sind es im Spargel-, Erdbeer- oder Gurkenanbau meist dünnwandige für eine Saison. Hier fällt die gesamte Jahresverkaufsmenge zur Entsorgung oder zum Recycling an.

2021 hat ein Pilotprojekt mit 8 Betrieben gezeigt, dass es möglich ist, 2022 ein flächendeckendes Recycling auf die Beine zu stellen. Dabei brachten 3 Selbstanlieferer und 5 Sammler mit Containern zusammen 35 t Altmaterial. Die Menge pro Betrieb im Durchschnitt lag bei 4,4 t dünnwandige Rohre.

Der Zustand entsprach den Anforderungen. Erfassung und Logistik im Pilotprojekt verliefen reibungslos. Es habe keine negativen Rückmeldungen der Abnahmefirmen, so die Akteure des Projekts. Theoretisch lassen sich auch bis zu circa 0,5 m tief eingegrabene Unterflur-Tropfrohre etwa aus dem Maisanbau in sandigen Dürreregionen aus dem Boden bergen und recyclen.

Die Entsorgung von Tropfrohren

Bisher gab es in Deutschland kein organisiertes Rücknahmesystem für gebrauchte Plastikrohre mit anschließender Wiederverwertung. Das ist jetzt anders. Der Hersteller Netafim, der seit den 1960er-Jahren als Erfinder der Tropfbewässerung gilt, organisiert mit dem Kunststoffentsorger RIGK demnächst das Recycling für neu gekaufte Plastikrohre und subventioniert das zum Teil.
Die Landwirte zahlen bei Abgabe an der Sammelstelle etwa 90 Euro/t für das Entsorgen. Das Altmaterial muss vorher gereinigt, gemeldet und im Container verdichtet und gewickelt sein. Die Differenz von rund 40 bis 60 Euro/t zu den Gesamtkosten von circa 130 bis 150 Euro/t oder mehr übernimmt Netafim als Verkäufer der Rohre.

Zu dem vergünstigten Recyclingreis werden aber nur Tropfrohre des einen Herstellers zurückgenommen, die ab 2022 neu gekauft wurden. Für Altware sei das nicht möglich, so der Anbieter. Auch Kopf- und Zuleitungen werden nicht angenommen. Rückgabemengen von Fremdfirmen werden voll berechnet. Bei Containerabholung kann der Behälter bis zu 5 Tage im Betrieb stehen. Er kostet zusätzlich 120 Euro bei bis zu 30 km von der nächsten Sammelstelle.

Der Recyclingprozess

Für optimierte Transporte wird das Plastikmaterial in einer Kanalballenpresse komprimiert und in die Verwertungsanlage transportiert. Zum Recyceln wird es in einem mehrstufigen Prozess geschreddert, mehrmals gewaschen und getrennt, schließlich extruiert und granuliert.

Die übrigbleibenden Pellets lassen sich wie bei Folien oder Kanistern wieder verwenden. Der Kreislauf macht immer mehr Sinn, allein wegen der extrem steigenden Preise für das Ausgangsmaterial Erdöl. „Die Kapazitäten reichen im Grund nicht fürs Angebot“, sagt Boris Emmel von RIGK. Neue Recyclingkapazitäten werden künftig immer stärker nachgefragt.

Das System ab November 2022

Möglich sind entweder die Abgabe an geplant etwa einem Dutzend Sammelstellen oder die direkte Abholung in gestellten Containern. Die logistische Abwicklung übernimmt die Firma RIGK in Wiesbaden, die mit rund 60 Mitarbeitern etliche Rücknahmesysteme für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft betreut. Die Firma mit Niederlassung in Rumänien recycelt etwa Beizsysteme, Erntefolien, abgelaufene Pflanzenschutzmittel oder Chemikalien und organisiert auch das Pamira-System für Verpackungen von Pflanzenschutzmitteln.

Die voraussichtliche Rückgabemenge an gebrauchten Tropfrohren sind bis zum 15. Oktober 2022 anzumelden. Dafür ist ein Formular nötig, das ab September 2022 online steht. Dort sind auch die Regionen zu finden, in denen es voraussichtlich Sammelstellen geben wird.

  Quelle: www.agrarheute.com


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