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Rohrvortrieb im Fokus

23.05.2016

Einsatzgebiete, Regelwerk, Qualifikation, Gütesicherung

Kanäle sind das unsichtbare Fundament einer jeden zivilisierten Gesellschaft. Substanzerhalt, Instandhaltung und Modernisierung dieser Netze gehören zu der überaus wichtigen und gleichzeitig anspruchsvollen Aufgabe der Netzbetreiber. Zukunftsorientiert und werterhaltend sollen die Investitionen an Kanalnetzen sein, um kommenden Generationen die Chance zu ermöglichen, ein Kanalnetz auf ähnlichem Niveau zu betreiben. Doch wie ist die hierzu notwendige Lebensdauer der Bauwerke trotz eingeschränkter Investitionsmöglichkeiten zu verwirklichen? Um angesichts der angespannten Finanzlage auch eine langfristige Wirtschaftlichkeit zu erreichen, müssen Investitionen in Hinblick auf Technik, Qualität und Lebensdauer optimiert sein.

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Der Einsatz von Vortriebstechnik erfordert Erfahrung und Sachverstand von allen Beteiligten.

Bauherren haben heute die Auswahl zwischen einer Vielzahl technisch ausgereifter Erneuerungs- und Sanierungsverfahren. In Abhängigkeit der Randbedingungen kommen zur Erneuerung des Abwassernetzes neben dem Kanalbau in offener Bauweise auch grabenlose Verfahren wirschaftlich zum Einsatz. Die Vorteile der Vortriebstechniken liegen auf der Hand: grabenlose Verfahren ermöglichen eine Ausführung, die besonders die Beeinträchtigungen für Anwohner sowie Fußgänger- und Straßenverkehr in überschaubaren Grenzen halten.

Viele Verfahren, viele Regeln
Die Auswahl geeigneter Werkstoffe und Verfahren, die zugehörigen Normen, Vorschriften und Merkblätter und vor allem die individuellen Rahmenbedingungen einer Baumaßnahme sind zu beachten und setzen Qualifikation bei den Baupartnern voraus. Das gilt für die Erstellung des erforderlichen Baugrundgutachtens, für Ausschreibung ebenso wie für die Ausführung und Bauüberwachung. Dass durchaus nicht immer alle Beteiligten auf dem gleichen Kenntnisstand sind, weiß auch Dipl.-Ing. Stephan Tolkmitt, einer der vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft Kanalbau beauftragten Prüfingenieure. Daher sollten Bauherren bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen besonders darauf achten, mit Profis zu arbeiten. Nur dauerhaft intakte und dichte Kanäle ermöglichen letztlich tragbare Entsorgungskosten – hierin ist sich Tolkmitt mit seinem Kollegen Dipl.-Ing. Dieter Walter einig, der ebenfalls als Prüfingenieur für die Gütegemeinschaft Kanalbau tätig ist. „Angesichts dieser Tatsache und der von schadhaften Kanälen ausgehenden Umweltbeeinträchtigungen ist eine zuverlässige Qualitätssicherung im Kanalbau besonders wichtig“, so Walter. Auftraggeber berücksichtigen dies durch Sicherstellung der Qualifikation der ausführenden Unternehmen. Dazu haben sie als gemeinsames Instrument der RAL-Gütesicherung Kanalbau geschaffen.

Hervorragende Grundlage
In den Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 961 finden sich detaillierte Anforderungen an die Fachkunde, technische Leistungsfähigkeit und technische Zuverlässigkeit der ausführenden Unternehmen sowie Ingenieurbüros, die mit Ausschreibung und Bauüberwachung entsprechender Maßnahmen beauftragt werden. Ziel ist es, Bauherren von entsprechenden Maßnahmen eine leicht handhabbare Möglichkeit anzubieten, ausführende Unternehmen und Ingenieurbüros mit nachgewiesener Fachkunde und Erfahrung auszuwählen. Der Qualifikationsnachweis für ausführende Unternehmen auf Basis der RAL-GZ 961 hat sich in Deutschland in den zurückliegenden 25 Jahren zu einem Standard entwickelt. Der Ausschreibende, der dafür zu sorgen hat, dass geeignete Bauverfahren nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik eingesetzt werden, trägt mindestens in gleichem Maße zum Erfolg einer Maßnahme bei. Vor diesem Hintergrund ist die Beurteilungsgruppe „AB – Ausschreibung und Bauüberwachung“ als zusätzlicher Baustein zur Qualitätssicherung durch die Gütegemeinschaft geschaffen worden. Zur Gütegemeinschaft gehören heute 1.100 Auftraggeber und Ingenieur-Büros und ca. 2.600 Unternehmen mit dem Gütezeichen in unterschiedlichen Beurteilungsgruppen.

Erfahrung nachgewiesen
Bauherren finden Gütezeicheninhaber sowohl auf Seiten der Ingenieur-Büros als auch auf Seiten der ausführenden Unternehmen über eine entsprechende Suchmaschine auf www.kanalbau.com. In dieser können Gütezeicheninhaber z.B. über die Beurteilungsgruppen gefiltert werden.

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Innerhalb der RAL-Gütesicherung Kanalbau besuchen Prüfingenieure die Baustellen der Gütezeichen führenden Unternehmen.

Aufgrund der unterschiedlichen zum Einsatz kommenden Techniken in der Ausführung sind je nach Maßnahme unterschiedliche Qualifikationen vom Unternehmen gefordert. Ausführenden Unternehmen weisen daher ihre Erfahrung und Zuverlässigkeit durch das Gütezeichen Kanalbau der entsprechenden Beurteilungsgruppe nach. Diese werden in der RAL-Gütesicherung unterschieden durch folgende Ausführungsbereiche:
• Gruppen VOD und VO, für Arbeiten mit offenem Schild unter bzw. ohne Druckluft
• Gruppen VMD und VM für Microtunnelbau unter bzw. ohne Druckluft
• Gruppe VP für Pilotrohrverfahren.

Ihre Qualifikation im Bereich Ausschreibung und Bauüberwachung von Vortriebsmaßnahmen können derzeit folgende Büros über das Gütezeichen Kanalbau Beurteilungsgruppe ABV nachweisen:
• ACI-AQUAPROJECT CONSULT Ingenieurgesellschaft mbH, Dresden
• Björnsen Beratende Ingenieure GmbH, Koblenz
• Dipl.-Ing. Gajowski GmbH, Baunatal
• Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH, Erftstadt
• MOLL-prd GmbH & Co. KG Planungsgesellschaft für Rohrvortrieb und Dükerbau, Schmallenberg
• Oppermann GmbH Ingenieurbüro Beratende Ingenieure, Vellmar
• S & P Consult GmbH, Bochum

Zusätzliche Hilfestellung für die technisch einwandfreie Umsetzung entsprechender Projekte bietet die Gütegemeinschaft Kanalbau. Hierzu gehören unter anderem die Broschüren „Rohrvortrieb – Herstellung von Abwasserleitungen und -kanälen in grabenloser Bauweise“ sowie „Leitfäden zur Eigenüberwachung bei Ausschreibung“ und „Bauüberwachung“ von Rohrvortriebsarbeiten (Beurteilungsgruppe ABV) und bei der Ausführung entsprechender Arbeiten in den verschiedenen Beurteilungsgruppen Vortrieb. Vor allem bei der Dokumentation der Eigenüberwachung bieten die Leitfäden eine hervorragende Arbeitsgrundlage. Die Unterlagen sind über www.kanalbau.com frei verfügbar.

Komplexes Regelwerk
Instrumente wie diese können dazu beitragen, die verschiedenen Projektphasen – von der Planung über die Ausschreibung bis zur Bauausführung – einfacher, strukturierter und im Sinne eines nachhaltigen Kanalbaus erfolgsorientiert zu gestalten. Dennoch bleibt die Beschäftigung mit einem Fachgebiet wie dem Rohrvortrieb insbesondere mit Blick auf die vielen Bestimmungen und Regeln und die Vielfalt an technischen Möglichkeiten sehr komplex. Entsprechende Anforderungen sind festgelegt, etwa in Arbeitsblättern und DIN-Normen. Diese werden sukzessive aktualisiert und den Regeln der Technik angepasst. Über die damit verbundenen Auswirkungen berichtet Tolkmitt regelmäßig auf branchentypischen Veranstaltungen, wie unlängst im März auf dem von TÜV Rheinland Industrie Service GmbH und Güteschutz Kanalbau e.V. organisierten Nürnberger Informations- und Erfahrungsaustausch zum Rohrvortrieb. Auf Foren wie diesen diskutieren Mitarbeiter von kommunalen Auftraggebern, Ingenieurbüros, Rohrvortriebsunternehmen und Hersteller von Vortriebsrohren über Grundlagen der Vortriebspraxis sowie über Vortriebsprojekte und Verfahren, über Qualitätssicherung bei Rohrvortriebsmaßnahmen aber auch über aktuelle Entwicklungen im Regelwerk.

An geeigneten Mitteln für einen fach- und sachgerechten Umgang mit der Infrastruktur und für den Einsatz der Rohrvortriebstechnik mangelt es nicht – angefangen bei technischen Verfahren und den dazugehörigen Normen und Regelwerken bis hin zur Auswahl geeigneter Baupartner für eine Ausführung in der gewünschten Qualität.

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Die Qualifikation der Mitarbeiter und die Ausstattung eines Unternehmens tragen maßgeblich zum Erfolg einer Baumaßnahme bei.

Foto: Güteschutz Kanalbau

  Quelle: Güteschutz Kanalbau


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