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Sächsische Baufirma will Markt mit Kaugummiasphalt erobern

27.08.2012

Ebersbacher Baustoffwerke stellt neues Gemisch her, um Straßenlöcher blitzschnell zu stopfen

Von Nils-Eric Schumann
Der Geschäftsführer der Ebersbacher Baustoffwerke am Wetterberg (Landkreis Meißen), Frédéric Robert-Kasper, stopft gerne Löcher. Ob groß oder klein, ist dabei egal, Hauptsache es ist ein Straßenloch. Denn seit November 2011 produziert das Unternehmen speziellen Kaugummiasphalt deutschlandweit exklusiv und hofft, damit eine Marktlücke zu füllen. Interessenten führt Robert-Kasper den neuen Asphalt gern vor: Ein Mitarbeiter füllt mit wenigen Handgriffen den Kaltasphalt in ein Straßenloch auf dem Werksgelände und klopft ihn mit einem Stampfer fest. Robert-Kasper winkt einen Lastwagen heran, der über das geflickte Loch fährt. Das Gemisch verteilt sich wie ein Kaugummi in dem früheren Loch und füllt selbst die zuvor nicht gereinigten Ränder aus. Das Straßenbauunternehmen „strabau Meißen“ aus dem 15 Kilometer entfernten Niederau habe die Lizenz für den deutschen Markt und für Kontinentaleuropa bei der Firma Macismo aus dem britischen Worcester gekauft, erläutert Robert-Kasper. Weil die Firma kein eigenes Bitumenwerk hat, lässt sie den Asphalt beim langjährigen Kooperationspartner in Ebersbach fertigen. In Worcester wird der neuartige Asphalt bereits unter dem Markenamen „Macfix“ seit sieben Jahren hergestellt. Die Suche nach einem Lizenznehmer in Deutschland habe sich jedoch schwierig gestaltet, weil die großen Baukonzerne kein Interesse zeigten, sagt Robert-Kasper. In der Branche fehle es eben an Visionsfreudigkeit, meint der Bauingenieur.

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Foto: Jörn Haufe / dapd

Auch bei Frost lässt sich der Asphalt verarbeiten
Dabei biete der Kaugummiasphalt für den Straßenbau viele Vorteile. Der Baustoff sei zwei Jahre offen lagerfähig und selbst bei Frost leicht zu verarbeiten. „Die Schlaglöcher müssen nur grob gereinigt werden“, erklärt der Experte. Danach werde das Gemisch schichtweise eingebracht. Die Ränder der Löcher müssen nicht ausgeschnitten werden, weil sich der Asphalt mit der alten Bitumendecke verbinde. Sofort nach den Arbeiten können die Straßen freigegeben werde. Der Kaugummiasphalt bildet an der Oberfläche eine Kruste und härtet in wenigen Tagen aus. Damit unterscheide sich der Spezialasphalt grundlegend von herkömmlichem Kaltasphalt. Die genaue Rezeptur des Kaugummiasphalts bleibe das Geheimnis der britischen Erfinder, betont Robert-Kasper. „Ich kenne den Stoff selbst nicht.“ Seine Eigenschaften erhalte die zähe Masse durch ein Additiv auf Erdölbasis. Dieser Zusatzstoff sorge dafür, dass im Schlagloch sich auch der alte Asphalt an den Rändern verändere und mit dem Kaugummiasphalt verbinde. Inzwischen sei der neue Flickstoff auch als „grüner Asphalt“ mit einem Zusatz auf Pflanzenölbasis verfügbar. Die Strabau und die Baustoffwerke vermarkten das neue Produkt gemeinsam. Anfangs wurden Proben in der Region verteilt, inzwischen gibt es Interessenten aus der Schweiz und aus den Niederlanden. Demnächst werde das Produkt in einer Baumarktkette gelistet. Auch die Fraport AG, der Betreiber des Rhein-Main-Airports in Frankfurt, wolle den Asphalt für die Reparatur von Vorfeldflächen testen. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr in Sachsen will nach Angaben des Herstellers im kommenden
Winter den Kaugummiasphalt für Schnellreparaturen auf Auto-bahnen einsetzen.

300 Tonnen des Gemischs sollen 2012 produziert werden
In diesem Jahr werden zunächst rund 300 Tonnen in Ebersbach produziert, später sei eine Menge von 1.000 Tonnen und mehr möglich. Im Vergleich dazu werden in derselben Anlage durchschnittlich 70.000 Tonnen Heißasphalt jährlich angemischt, die das Unternehmen hauptsächlich herstellt. Der Bauhof der Stadt Großenhain, der zu den ersten Testern in Sachsen gehörte, ist vom Kaugummiasphalt überzeugt. Der neue Kaltasphalt sei gut zu lagern und einfach zu verarbeiten, sagte eine Stadtsprecherin. Die Stadt kann sich vorstellen, den Kaugummiasphalt vor allem für eilige Reparaturen und bei kleinen Schäden einsetzen. „Genau dafür ist der Kaugummiasphalt auch gedacht“, betont Baustoffwerke-Chef Robert-Kasper. Es sei ein innovativer Flickstoff für die sofortige Reparatur von Schlag-löchern. Wenn die Straße aber großflächig kaputt sei, müssten Untergrund und Fahrbahndecke auch weiterhin grundlegend erneuert werden.

  Quelle: dapd


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