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Schwitzen im Regen

25.07.2012

Hamburger Outdoor-Fitnessbegeisterte trotzen Wind und Wetter

Von Sonje Schwennsen

Hamburg (dapd-nrd). Die Unterarme pressen sich in die regennasse Wiese, die Bauchmuskeln zittern. Der andauernde Nieselregen wird durch die Anstrengung zur Nebensache. Claudia Roland trainiert bei einem Outdoor-Fitnessanbieter in Hamburg - auch bei dem Schmuddelwetter, das derzeit vielen Hanseaten die Sommerlaune verdirbt. So hat sich im Juni und Juli die übliche Niederschlagsmenge auf mehr Tage verteilt - auf "überdurchschnittlich viele Regentage", sagt Alexander Hübener vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation im dapd-Interview. Auch habe es in den vergangenen sechs Wochen ein Drittel weniger Sonnenstunden als normal gegeben. Vom kapriziösen norddeutschen Wetter lassen sich die Outdoor-Begeisterten jedoch nicht stören: Seit dreieinhalb Jahren gibt es etwa den Fitnessanbieter Onlysports in der Hansestadt, bislang ist noch kein Training wetterbedingt ausgefallen. "Wir haben sogar schon bei Eisregen trainiert", sagt Ingo Zschippang. Der Outdoor-Trainer ist überzeugt vom Sport im Freien. Sogar dem nassen Gras kann er etwas Positives abgewinnen: "Besser zu nass als zu trocken, denn sonst piekst es." Claudia Roland teilt Zschippangs Begeisterung für das Outdoor-Training. Die 31-Jährige kam über eine Kollegin zur ersten Einheit von Onlysports und ist dem Fitnessangebot seither treu geblieben. "Aufs Fitnessstudio hatte ich einfach keine Lust. Beim Outdoor-Training kommt nie Langweile auf, jedes Training ist anders." Im Hamburger Park Planten un Blomen werden Treppen und Parkbänke kurzerhand zu Trainingszwecken umfunktioniert. Für weitere Abwechslung sorgt das norddeutsche Wetter.

Gemeinsames Training schweißt zusammen

Die Kräftigungsübungen im feuchten Gras sind überstanden, mit schmutzbefleckten Sporthosen geht es weiter im flotten Lauftempo. Claudia Roland läuft neben ihrer Freundin Tina Hinrichs, die sie beim Training kennengelernt hat. Nach wenigen Minuten hält die Gruppe an, jetzt stehen Bauchübungen in Zweiergruppen auf dem Programm. Die eine hält die Füße fest, während die andere leidet. Das gemeinsame Training bei Wind und Wetter schweißt zusammen. "Wir veranstalten sogar gemeinsame Grillabende und feuern uns gegenseitig bei Volksläufen an", sagt Roland. "Beim Training entsteht ein richtiges Gemeinschaftsgefühl." Das können andere Outdoor-Fitnessanbieter bestätigen. Im Mai diesen Jahres startete auch Robert Podolski in der Hansestadt mit seinem Fitnesstraining für draußen. Er gehört dem Trainernetzwerk Outdoor Circuit an. Sein Konzept: Das klassische Zirkeltraining aus Fitnessstudio und Sportunterricht wird ins Freie verlegt. Dafür benutzt er zusätzliche Hilfsmittel wie Hürden und Seile. Sogar Unternehmen würden solche Fitnesstrainings buchen, um die Teamarbeit zu fördern. Die meisten Outdoor-Fitnessanbieter in Deutschland trainieren das ganze Jahr über bei jedem Wetter.

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Foto: Philipp Guelland / dapd

Gesellschaft drängt nach draußen

"Sport wurde schon immer in der Natur betrieben", sagt Andreas Thomann. Laut dem Sportwissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln ist der Drang nach draußen sehr stark in der heutigen Gesellschaft vorhanden. Spaß, Gesundheit und Natur stünden mittlerweile für viele Freizeitsportler im Vordergrund. "Sport in der freien Natur steigert unser Wohlbefinden und Selbstwertgefühl, auch bei Stadtmenschen." Das bestätigt auch Claudia Roland, deren Haare vom Dauernieselregen inzwischen krisselig geworden sind. Das stört sie ebenso wenig wie der Dreck an ihrem Handgelenk. "Hinterher fühlt man sich einfach nur gut", sagt sie, "außerdem härtet das Training unglaublich ab, das ist richtig gut für das Immunsystem."

  Quelle: dapd


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