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Sichere Wasserversorgung für die Halbinsel Mönchgut auf Rügen

09.12.2014

Trinkwasserspeicher aus Flowtite-Elementen

Wer vom Saisontourismus lebt, steht beim Betrieb von Infrastruktur vor Herausforderungen. Während der Saison müssen mehrfach höhere Kapazitäten beispielsweise für die Trinkwasserversorgung vorgehalten werden als den besucherarmen Monaten. Wenn zudem die Gästezahlen steigen, sind vorhandene Kapazitäten schnell ausgereizt. Gleich beide Probleme zugleich löste der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Rügen (ZWAR) 2014 mit dem Neubau eines Trinkwasserspeichers in der Gemeinde Sellin. Bemerkenswert war dabei ein technischer Systemwechsel: Zwei baufällige Stahlbeton-Speicher wurden durch ein System auf GFK-Rohren des Systems Flowtite der Amiantit Germany GmbH, Mochau, ersetzt.

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Nächtliche Anlieferung eines GFK-Bauelements DN 3000.

Foto: ZWAR

Zur Hauptsaison leben neben 7.000 Einheimischen bis zu 18.000 Urlaubsgäste auf der 83 km² großen Halbinsel Mönchgut. Sie alle gilt es jederzeit mit Trinkwasser in ausreichender Menge (120.000 Kubikmeter/Monat in der Hochsaison) und Qualität zu versorgen. Das Herz der Trinkwasser-Infrastruktur von Mönchgut ist seit vielen Jahren das ZWAR-Wasserwerk Sellin. Das auf dem Gelände des Wasserwerks zu Reinwasser aufbereitete Rohwasser wurde bislang in zwei je 100 Kubikmeter fassenden, vertikalen Stahlbeton-Röhren gespeichert und über ein 146 Kilometer langes Leitungsnetz zu den Endverbrauchern gepumpt. Allerdings erwiesen sich diese Speicher -angesichts von inzwischen 780.000 Kubikmetern Jahres-Wasserbedarf auf der Insel- nicht nur als unterdimensioniert, sondern nach 50 Betriebsjahren auch als offenkundig verschlissen und erneuerungsbedürftig.

Ein Neubau war also unabweisbar, musste allerdings erfolgen, ohne die Trinkwasserversorgung auch nur temporär zu beeinträchtigen. Diese "Denksportaufgabe" war, wie man bald feststellte, durch einen Speicherneubau in klassischer Betonbauweise kaum lösbar. Bei den Recherchen stießen die ZWAR-Verantwortlichen bald auf eine technische Alternative, die von der Amiantit Germany GmbH, Mochau, seit Jahren angeboten wird und in Europa bereits vielfach erfolgreich realisiert wurde: Den Wasserspeicherbau aus großformatigen GFK-Wickelrohren des Flowtite-Systems.

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Montage eines Endstücks an einer der Speicherkammern.

Foto: Dieter Lindemann, Sassnitz

GFK-Rohre zeichnen sich durch eine Reihe positiver Merkmale aus, die sie zu einer idealen Basis für voluminöse Speicher machen. GFK ist langlebig, belastbar und Trinkwasser-neutral. Dank eines extrem geringen Metergewichtes lassen sich auch große Nennweiten problemlos transportieren und vor Ort mit konventionellem Baugerät verarbeiten. Dies wiederum führt zu deutlich beschleunigten Bauabläufen, was speziell in Sellin mit ausschlaggebend für die Wahl dieses Systems war. Schließlich lassen sich GFK-Rohre und Rohrsegmente flexibel zu sehr komplexen, monolithischen Behälterarchitekturen von nahezu beliebiger Größe kombinieren. Im Amiantit-Werk in Mochau/Sachsen können derzeit Rohre bis zu DN 3000 und dementsprechend dimensionierte Sonderbauwerke wie Speichertanks und Schächte gefertigt werden.

Im Wasserwerk Sellin wurden anstelle der bisherigen zwei vertikalen Betonspeicher mit je 100 Kubikmeter Fassungsvermögen vier jeweils 20 Meter lange horizontale Speicher aus GFK-Rohren DN 3000 mit anlaminierten GFK-Abschlussdeckeln verlegt. Die je 125 Kubikmeter fassenden Speicherkammern wurde vor Ort aus bis zu sechs Meter langen Rohren zusammengefügt. Sie münden in eine quer liegende Schieberkammer, ebenfalls aus GFK-Rohren DN 3000 gefertigt, die alle erforderlichen Armaturen und Anschlüsse enthält und zu Servicezwecken begehbar ist. Für die Planung der Anlage zeichnete die Lug Engineering GmbH, Cottbus, in enger Zusammenarbeit mit den Experten der Amiantit Germany GmbH verantwortlich, den Bau selbst führte die ESTRA Erd-, Straßen- und Tiefbau GmbH (Bergen) durch. Die durch den Neubau realisierte Volumenvergrößerung von 200 auf 500 Kubikmeter passte nicht nur die Kapazitäten der steigenden Nachfrage an, sondern sorgte zudem für einen besseren Druckausgleich im Netz bei Nachfrage-Spitzenlast. Bautechnisch zeichnete sich das Projekt durch eine weitere Besonderheit aus: Da die eng beieinander liegenden Speicher kaum genug Raum für eine maschinelle Verdichtung der Bettung zwischen ihnen ließen, wurden die Zwischenräume mit dem Flüssigboden-Verfahren verfüllt.

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Eingang zur Schieberkammer.

Foto: AMIANTIT

Der modulare Speicher-Aufbau hatte bei diesem Projekt eine zentrale Bedeutung insofern, als er einen stufenweisen Bauablauf ohne Unterbrechung der Wasserversorgung ermöglichte. So wurde der erste GFK-Behälter bestehend aus zwei Speichermodulen mit insgesamt 250 Kubikmeter unmittelbar nach Abbruch des ersten 100-Kubikmeter Betonspeichers installiert. So war das Speichervolumen Anfang Juni, zu Beginn der Hauptsaison, trotz des begonnen Rückbaus also bereits deutlich erweitert. Nun konnte auch der zweite Betonspeicher entfernt und durch die beiden weiteren GFK-Röhren ersetzt werden. Am 7. Oktober 2014 war die Anlage technisch einsatzfertig, einen Meter hoch erdüberdeckt und begrünt - ein geradezu sensationelles Datum, gemessen am Baubeginn zu Jahresbeginn.

Und so ist der Pressesprecher des ZWAR Reinhard Litty nach Eröffnung der neuen Anlage, die den ZWAR alles in allem eine Million Euro gekostet hat, auch überzeugt, dass die Entscheidung zum Systemwechsel absolut richtig war: "Vielleicht hätten wir einen herkömmlichen Betonbau ein paar Euro billiger bekommen können, aber auf gar keinen Fall wäre ein Projekt dieser Größe in Beton in solchem Zeitrahmen realisierbar gewesen. Und das war hier unabdingbar, um die Sicherheit der Rügener Wasserversorgung in der Saison 2014 lückenlos gewährleisten zu können."

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Wasser für Mönchgut/Rügen in Speichern aus Flowtite-Rohren DN 3000.

Foto: Lug Engineering GmbH

  Quelle: www.amiantit.eu


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