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Solarforscher glaubt an 100 Prozent erneuerbare Energie bis 2050

11.06.2012

In China ist die Photovoltaik ein "strategisches Schlüsselthema"

Berlin (dapd). Die Hälfte des in Deutschland produzierten Stroms könnte in knapp 20 Jahren aus regenerativen Quellen stammen. "Ich bin sehr optimistisch, dass wir bis 2030 weit über 50 % unseres Stroms und einen großen Teil unserer Gesamtenergie regenerativ herstellen und weit vor 2050 praktisch 100 % erreicht haben", sagte der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme, Eicke Weber, in einem dapd-Interview im Vorfeld der Branchenmesse Intersolar (13. bis 15. Juni) in München.Bei der 100-%-Grenze ist Weber jedoch "nicht dogmatisch". Ob 90 oder 95 % sei "völlig egal". Es könne dann immer noch einen Rest an Gaskraftwerken geben, die flexibel einspringen können.Das derzeitige Problem der deutschen Hersteller liege in Asien. Beispielsweise in China hätte der Staat die Photovoltaik zum "strategischen Schlüsselthema" gemacht und investiere durch zinsgünstige Kredite oder Kreditgarantien. Gäbe es in Deutschland ähnliche Förderungen, wären die hiesigen Produkte preislich "ohne weiteres konkurrenzfähig". Lohnkosten seien "nur fünf Prozent der gesamten Miete", sagte der Wissenschaftler. Dieser Vorteil der im Ausland produzierten Module würde durch die Transportkosten teilweise wieder aufgehoben.

Europa steht an einem schwierigen Scheideweg

Das wirtschaftliche Straucheln der deutschen Solarhersteller könnte auch die Wissenschaft treffen. Aktuell gebe es zwar Unterstützung durch mehrere Bundesministerien. Doch langfristig ist Weber "sehr besorgt". Schließlich sei die Industrie der "zentrale Kunde" des Instituts. Europa steht laut Weber an einem "schwierigen Scheideweg". "Bewegen wir uns Richtung Finanzmarkt, mit ein bisschen Maschinen- und Automobilbau? Oder wollen wir die Hochtechnologieproduktion in Europa halten?", fragt Weber. Um die Kompetenz im Bereich Hochtechnologie zu halten, braucht Deutschland nach Ansicht des Wissenschaftlers eine "systematische Politik".Derzeit hätten die besten Solarmodule eine Effizienz von 30 %. Doch diese Module seien "viel zu teuer" und könnten in vergleichsweise sonnenarmen Gegenden wie Deutschland nicht angewendet werden. Beim Hauptsegment mit multikristallinem Silizium liege die Effizienz bei 16 bis 18 % und bewege sich "in Richtung 20 %". Laut Weber gibt es solche Module "für deutlich unter einem Euro pro Watt zu kaufen". Was am Ende aber zähle, sei der Strompreis pro Kilowattstunde. Heute koste die Erzeugung von Solarstrom 15 bis 18 Cent pro Kilowattstunde. Dies liege bereits deutlich unter dem Endkundenpreis, sei aber noch teurer als Strom aus Kohle- oder Atomkraftwerken.

  Quelle: dapd


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