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Speicher für Produktionsabwässer aus der Zuckerrübenindustrie

09.10.2014

Ökologische Lösung für alternative Wasserquellen in Uelzen

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Die Köster GmbH realisierte zwischen Borg, Neumühle und Schemlitz einen Wasserspeicher mit einem Pumpwerk. In dieses Becken werden künftig in den Wintermonaten die Produktabwässer aus dem Uelzener Nordzuckerwerk geleitet.

Die Landwirtschaft liegt weltweit vorne, wenn es um den Verbrauch von Wasser geht. Was aber tun, wenn die Ressource knapp wird? Die Zukunft für die Beregnung unserer Felder liegt in der Erschließung alternativer Wasserquellen. Doch Projekte zur besseren Verteilung des wertvollen Gutes sind rar. Ein Vorreiter ist der Bewässerungsverband Uelzen: Er setzt auf die Verwendung von Abwässern aus der Zuckerindustrie. Für diese ökologisch sinnvolle Alternative realisierte die Köster GmbH zwischen Borg, Neumühle und Schemlitz einen riesigen Wasserspeicher mit einem Pumpwerk. In dieses Becken werden künftig in den Wintermonaten die Abwässer aus dem Uelzener Nordzuckerwerk geleitet. Auf den schonenden Umgang mit Ressourcen achtete das Osnabrücker Bauunternehmen schon bei der Erstellung des Speichers.

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Die Böschungen deckte die Köster GmbH bis 0,5 Meter über den maximalen Wasserspiegel zunächst mit einem Schutzflies und dann mit Sammelsteinen von den angrenzenden Feldern ab.

Der Wasserspeicher Borg hat ein Fassungsvermögen von rund 400.000 cbm. Die Dämme sind bis zu neun Meter hoch, und ihre Kronenbreite erreicht vier Meter. Zusammen mit den bereits vorhandenen Wasserspeichern in Störtenbüttel und Stöcken ermöglicht es der Speicher in Borg, die gesamte, im Zuckerwerk Uelzen anfallende Produktionswassermenge einer durchschnittlichen Ernte zu speichern. Dabei fallen etwa 650 l Wasser pro verarbeitete Tonne Zuckerrüben als Überschusswasser an, das bislang in den Fluss Ilmenau geleitet wurde. „Diese Abwässer sind eine echte Alternative für die Deckung des Wasserbedarfs in der Landwirtschaft “, betont Dirk Pfeiffer, Bereichsleiter Umwelttechnik der Köster GmbH in Osnabrück. „Die Nutzung ist ökologisch notwendig, denn die Klimaforschung prognostiziert für die Zukunft einen deutlich größeren Beregnungsbedarf durch trockenere Sommer und mehr Niederschläge im Winter.“ Deshalb möchte die Köster GmbH den Folgen des Klimawandels gleichermaßen mit der Realisierung von alternativen Speichermöglichkeiten als auch mit effektiven Hochwasserschutzmaßnahmen begegnen. Dirk Pfeiffer: „Diese Maßnahmen werden künftig verstärkt erforderlich sein. Und hier profitieren wir ganz klar davon, dass wir Spezialisten aus dem Bereich Umwelttechnik haben, aber auch erfahrene Spezialtiefbauer. Sie verfügen über das erforderliche Know-how für die unterschiedlichen Anwendungsverfahren im Spezialtiefbau.“ Durch die enge und frühzeitige Kooperation von Experten aus unterschiedlichen Ingenieurdisziplinen – so der Bereichsleiter – stehe am Ende eine sichere und vor allem ganzheitliche Baulösung. Auch in Uelzen: Hier realisierte die Köster GmbH für den Bewässerungsverband einen Wasserspeicher und ein Pumpwerk inklusive der damit verbundenen Rohrleitungs- und Landschaftsbauarbeiten. Die Bauzeit betrug lediglich sechs Monate.

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Mit GPS-gesteuerten Baggern und Raupen sicherte die Köster GmbH die Einhaltung der vorgegebenen Toleranzen. Die Maschinenhydraulik des Baufahrzeugs glich automatisch mögliche Differenzen ab.

Die Abdichtung des Speichers erstellten die Spezialisten für Umwelttechnik mit Kunststoffdichtungsbahnen. Sie verlegten dafür wie im Deponiebau auf einer Fläche von rund 61.000 qm Polyethylen-Bahnen (PEHD) mit einer Stärke von 2,00 mm. Die Böschungen deckten sie bis 0,5 Meter über den maximalen Wasserspiegel zunächst mit einem Schutzflies und dann mit Sammelsteinen von den angrenzenden Feldern ab. Für die Beckensohle hingegen verwendeten die Tiefbauer steinfreies, mineralisches Material in einer Stärke von 20 cm – als Sondervorschlag der Köster GmbH wurde es aus der Sohle des Speicherbeckens gewonnen. „Wir haben versucht, vorhandenen Boden wieder einzubauen, um Ressourcen zu schonen“, sagt der zuständige Köster-Projektleiter Thorsten Cramer. Das funktionierte auch bei der Außenböschung des Dammes, der mit dem ebenfalls örtlich gewonnen Oberboden abgedeckt und anschließend nach den Vorgaben eines Landwirtschaftspflegerischen Begleitplans begrünt wurde. Insgesamt sparte die Köster GmbH so die Anlieferung von 7.000 cbm Boden ein. Thorsten Cramer: „Unsere Sondervorschläge waren nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern trugen auch dazu bei, dass wir die Kosten für den Bewässerungsverband senken konnten.“ Die Köster GmbH taktete den gesamten Bauablauf so, dass jeder ausgekofferte Boden und jede angelieferte Materialschicht auf dem Baufeld nur ein einziges Mal umgelagert werden mussten. Eine besondere Herausforderung, denn zwischen Eigentumsgrenze und Dammfuß liegen nur drei Meter, und die Bewirtschaftung der umliegenden Flächen durften die Bauspezialisten nicht beeinträchtigen. „Es war sehr eng, hat aber alles wunderbar geklappt“, so Thorsten Cramer.

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Die Böschungen deckte die Köster GmbH bis 0,5 Meter über den maximalen Wasserspiegel zunächst mit einem Schutzflies und dann mit Sammelsteinen von den angrenzenden Feldern ab.

Die Spezialisten für Umwelttechnik entwickelten mit einer speziellen Software im Vorfeld der eigentlichen Bauarbeiten aus den vom Bauherrn gelieferten Rohdaten der Geländetopografie ein digitales 3D-Geländemodell. Dieses Modell bildet die Grundlage für den Entwurf, die Plandarstellung und die Massenberechnung einer Baumaßnahme. Dazu erfasst es Höheninformationen und wertet sie aus. Die Visualisierung erfolgt dann durch Draht- oder Netzmodelle. Ziel der Köster GmbH ist es, mit dieser innovativen Technik die Positionsbestimmung auf dem Baufeld zu automatisieren – für eine gesteigerte Produktivität bei gleichzeitig sinkenden Betriebskosten. Dafür setzte sie für den Wasserspeicher Borg GPS-gesteuerte Bagger und Raupen ein und übertrug die per Computer ermittelten Daten direkt in die Steuereinheiten der Baufahrzeuge. Mithilfe des digitalen Geländemodells konnten die Spezialisten dann kontinuierlich den Standort des Baggers mit den eingespeisten Daten abgleichen. Bestand eine Differenz zwischen beiden Angaben, glich der Bagger dies automatisch über die Maschinenhydraulik aus.

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Der Baggerfahrer glich den Standort des Baggers kontinuierlich mit den eingespeisten Daten des Digitalen Geländemodells ab. Die GPS-Empfänger sind mit robusten Stahlmasten fest auf dem Baufahrzeug montiert.

Die Verwendung des Digitalen Geländemodells hat einen entscheiden-den Vorteil: eine sehr präzise Bauausführung. Daher kommen sie unter anderem auch im Umweltschutz und bei Hochwasserschutzmaßnahmen zum Einsatz, bei denen jeder Zentimeter zählt. „Wir haben mithilfe des Modells das gesamte Baufeld in Raster eingeteilt und konnten daher sehr genau und effizient arbeiten“, erläutert Dirk Pfeiffer. „Für unseren Kunden bedeutete dies maximale Transparenz und die Sicherheit, dass wir im Zeitplan liegen. Er kannte immer ganz genau den aktuellen Projektstand.“ So trug der Einsatz der innovativen Technik dazu bei, die ambitionierte Bauzeit von sechs Monaten einzuhalten.

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Der Baggerfahrer wählte mit Hilfe der 3-D-Bedien- und Kontrolleinheit die Funktionen aus, um die Umsetzung des Geländemodells auf dem Display in Echtzeit verfolgen zu können.

Für die Erstellung des Damms verwendet die Köster GmbH insgesamt 122.000 cbm des sandig-kiesigen Materials aus der Sohle des Speichers. „Wir haben es um das Speicherbecken aufgeschüttet und so verdichtet, dass es dem Wasserdruck des vollen Beckens standhält“, erläutert Thorsten Cramer. Bei der Verdichtung der Randdämme setzte sein Team eine 16 t Walze ein – und achtete auch dabei auf den Umweltschutz: Die Walze reduziert mit einem speziellen Energiemanagement den Kraftstoffverbrauch um 30 %. Die Walze war zusätzlich mit einem FDVK-System (Flächendeckende dynamische Verdichtungskontrolle) ausgerüstet. „Dadurch konnten wir die Verdichtung beim Überfahren der Dämme genau protokollieren und auswerten“, ergänzt Dirk Pfeiffer.

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Mit einer speziellen Software fertigen Spezialisten der Köster GmbH im Vorfeld der eigentlichen Bauarbeiten aus den vom Bauherrn gelieferten Rohdaten der Geländetopografie ein digitales 3D-Geländemodell an. Es dient als Grundlage für den Entwurf, die Plandarstellung und die Massenberechnung einer Baumaßnahme.

Fotos: Köster GmbH

Die Befüllung und Entleerung des Beckens erfolgt über ein von der Köster GmbH verlegtes Rohrleitungssystem, das die vorhandenen Beregnungsdruckleitungen des Verbandes ergänzt. Doch statt der geplanten Edelstahlrohre verwendete sie die leichtere und preiswertere Variante aus PE-HD (Polyethylen) DN 500 mit einer Wandstärke von etwa fünf cm. Zudem erstellte sie ein im Wall integriertes Pumpenhaus, das die Bewässerung der umliegenden Felder mit vier leistungsstarken Pumpen steuert, wobei der Keller unterhalb des Sohlniveaus des Wasserspeichers liegt. „Das Pumpenhaus ist lediglich von zwei Seiten sichtbar, und fügt sich durch das Gründach harmonisch in die Natur ein“, erläutert Thorsten Cramer. Auch hier hatten ökologische Aspekte wieder Vorrang.

  Quelle: www.koester-bau.de


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