zurück

Tunnelbau für Dänemark

16.08.2012

Die bayerische Firma Mobil Baustoffe fertigt auf Rügen Segmente für Kopenhagens Metro-Ring

Von Ralph Sommer

Mukran/München (dapd-lmv). Ohrenbetäubender Lärm rüttelnder Betonwagen hallt durch die alte Lagerhalle im Hafen Mukran. Arbeiter schlagen mit Hämmern gegen die Schalungen, aus denen sie riesige Betonringe entkernen. Konzentriert schreitet Schichtleiter Hannes Kraski die Fertigungsstrecke im neuen Werk der bayerischen Firma Mobil Baustoffe in Mukran auf der Insel Rügen ab, in dem vor wenigen Tagen die Produktion von Metro-Tunnelrohrsegmenten anlief. Mit prüfendem Blick kontrolliert er die superglatte Oberfläche der auf den Zehntelmillimeter genau gegossenen Bauteile.Noch vor einem Jahr stand der 25-Jährige an den Fließstrecken des benachbarten EUPEC-Werks, in dem Rohrsegmente für die deutsch-russische Ostseepipeline mit Beton ummantelt wurden. Als nach der Verlegung der Gastrasse im Spätherbst die Produktion eingestellt wurde, bewarb er sich neu. "Ich hatte Glück, der Übergang war perfekt", sagt er. Mit ihm fanden insgesamt 80 Mitarbeiter hier einen neuen Arbeitsplatz.

tunnel-online.jpg

Foto: Jens Köhler / dapd

Mukran ist idealer Standort für Tunnelproduktion

Rund vier Millionen Euro investierte die zur Strabag-Gruppe gehörende Münchener Spezialfirma in ihren neuen Standort an der Waterkant. Seit Anfang August werden hier Spezialsegmente für den neuen Metro-Ring in Kopenhagen hergestellt. Mehr als 130 tonnenschwere Teile werden jetzt täglich in dem vollautomatischen Wärmetunnel ausgehärtet. Zusammengesetzt ergeben sie etwa 22 komplette Tunnelringe mit fünfeinhalb Metern Durchmesser und einer Gesamtlänge von etwa 30 Metern. Die Lage und Infrastruktur des Fährhafens sei entscheidend gewesen für die Standortwahl, sagt Geschäftsführer Rudolf Kauper. "Von hier aus können wir die Tunnelsegmente bequem per Schiff zum Zentrallager der dänische Hauptstadt bringen lassen." Außerdem landen Frachter den benötigten Spezialsplitt an, der im größten skandinavischen Steinbruch Jelsa nahe der norwegischen Stadt Stavanger abgebaut wird.Schon im September werden die ersten Tunnelteile verschifft. "Etwa 121.000 sogenannte Tübbinge werden wir bis 2015 nach Kopenhagen liefern", sagt Kauper. Dort werden sie in Tunnelbohrmaschinen eingesetzt, die sich in bis zu 30 Metern Tiefe durch Kopenhagens Untergrund fräsen. In den nächsten sechs Jahren sollen auf diese Weise zwei jeweils 15 Kilometer lange Tunnelröhren mit 17 neuen Bahnhöfen entstehen, die den neuen Metroring der dänischen Hauptstadt bilden werden.

Referenzen in aller Welt

Die Herstellung der Segmente verlange äußerste Präzision, sagt Werksleiter Milan Ristic. Verwendet werde ein Kunststofffaserbeton, der besonders druckfest sei. Jeweils sechs Bauteile werden später zu einem Ring zusammengesetzt. Sie werden schon in Mukran mit speziellen Dichtungen versehen, die später das Eindringen von Wasser in den Metroschacht verhindern.Seit 1998 hat sich Mobil Baustoffe auf die Herstellung von Beton für Großbaustellen und später auch auf Präzisionsbetonsegmente spezialisiert. Zu den Referenzen der Unternehmensgruppe gehören der noch in Bau befindliche Gotthard-Basistunnel in der Schweiz, mit 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt. Außerdem war das Münchener Unternehmen am Bau des Finnetunnels der neuen ICE-Strecke Erfurt-Leipzig, an der Errichtung einer Staumauer in Bulgarien sowie am Bau eines Gashafens in Katar und des Franz-Josef-Strauß-Flughafens München beteiligt. Derzeit liefern Firmenmitarbeiter in Großbritannien Mörtel für einen Abschnitt des Crossrail-Tunnels im Londoner Stadtzentrum.Schichtleiter Kraski hofft, dass er nach dem dänischen 50-Millionen-Euro-Auftrag nicht wieder seinen Job verliert. "Wenn 2015 das letzte Segment nach Kopenhagen verschifft wird, müsste im Hafen Mukran am besten gleich die Produktion für ein neues Projekt anlaufen", sagt er. Helsinki zum Beispiel bereite derzeit die Ausschreibung für ein weiteres U-Bahn-Projekt vor.

  Quelle: dapd


Gratis Gastzugang

Submissions-Anzeiger | Tageszeitung-Ad

Aktuelles
Seminarangebot

Baurecht- und Vergabeseminare