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Versicherungsschutz für Kommunen muss öffentlich ausgeschrieben werden

17.10.2022

Die Versicherungsbranche steht kurz davor, einen Milliardenmarkt zu erobern

Pro Jahr finden lediglich 80 bis 150 EU-weite Ausschreibungen von Versicherungsverträgen statt. Dabei muss Versicherungsschutz seit Anfang 2020 bereits ab einem Jahres-Netto-Versicherungsbeitrag von 53.500 Euro europaweit ausgeschrieben werden. Und die Zahl der Kommunen und öffentlichen Institutionen wird etwa auf 15.000 geschätzt. Leider ist es oft immer noch so, dass Städte, Landkreise und Kommunen ihren Versicherungsschutz nicht öffentlich ausgeschrieben haben. Die Folge: Vielfach sind die Kommunen falsch versichert, weil sie den Schutz niemals über eine öffentliche Ausschreibung auf den Prüfstand gestellt haben.

Manche Bundesländer schreiben kaum aus

In einigen Bundesländern wie beispielsweise Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wird seit geraumer Zeit relativ fleißig ausgeschrieben. Andererseits ist die Praxis der Ausschreibung von Versicherungsverträgen in anderen Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg noch immer eine Seltenheit.

Besonders in den südlichen Ländern kann die Ursache für die Ausschreibungsabstinenz darin begründet sein, dass die Kommunen hier eine sehr enge Bindung zu den öffentlichen Kommunalversicherern haben. Wenn gleichzeitig auch die Kassenlage besser ist, besteht auch weniger Druck, Kostenersparnisse realisieren zu müssen.

Öffentliche Versicherer

Die meisten öffentlichen Versicherer wurden als kommunale oder staatliche Feuerversicherer im 18. Jahrhundert gegründet. Träger und Aktionäre fast aller öffentlichen Versicherer sind heute die Sparkassen, die Landesbanken und Landschaftsverbände, die selbst mehrheitlich im Eigentum der Länder und Kommunen sind. Zudem sitzen viele Bürgermeister bei den öffentlichen Versicherern in Gremien.

Insgesamt kamen die elf öffentlichen Erstversicherer 2018 über alle Sparten zusammengenommen auf Bruttobeitragseinnahmen von über 21 Mrd. Euro. Das entspricht einem Marktanteil an allen Versicherungen in Deutschland von knapp elf Prozent. Bei Sachversicherungen liegt der Anteil sogar bei fast 23 und bei Wohngebäude bei knapp 31 Prozent.

Ausschreibungen für Versicherungen kurz vor dem Boom

Die ehemalig staatlichen Versicherer stehen aber heute in einem starken Wettbewerb mit der übrigen Versicherungsbranche. Und das gilt auch für Ausschreibungen der öffentlichen Hand. Bei einer Studie ergab die Auswertung von 780 Ausschreibungen nach dem Stichwort „Versicherungen“ für Deutschland und Sachversicherungen insgesamt 17 Treffer. Hier traten im Wesentlichen immer wieder die gleichen Assekuranzen und Versicherungsvermittler auf. Von den 29 genannten Bietern, die jeweils den Zuschlag erhielten, waren aber nur sieben öffentliche Versicherer.

Ausgeschrieben und versichert wird in der Regel nur der Immobilienbestand der Kommune, denn für den Haftpflichtschutz gibt es spezielle kommunale Einrichtungen. Bei Sachversicherungen für die öffentliche Hand befinden sich aktuell viele öffentliche Versicherer in einer schwierigen Situation. Zwar wollen sie ihre Kunden nicht verlieren, gleichzeitig dürften aber, wie die VGH klar feststellt, die Altprämien kaum noch wirtschaftlich sein. Wird aber saniert, muss die Kommune eigentlich neu ausschreiben. Daher sollten die Ausschreibungen künftig deutlich zunehmen.

Ein Hemmschuh ist, dass viele Gemeinden das EU-weite Ausschreibungsverfahren als sehr formalisiert und umständlich empfinden. So wird bei vielen Kommunen die Sachbearbeitung in der Gebäudeversicherung immer wieder aufgeschoben oder an andere delegiert. Daher würde die angerechnete Arbeitszeit für die Versicherungssachbearbeitung Experten zufolge in der Regel höchsten 15 Prozent ausmachen. Daher bleiben oft nur die Rechnungsprüfungsämter als Motor zur Umsetzung eines Ausschreibungsverfahrens. Und ihr Ziel ist einzig das günstigste Angebot.

Viele Kommunen haben allerdings Gebäude, etwa Schulen, die dringend saniert werden müssen. Gründe sind oft das Alter der Gebäude, aber auch Feuer- oder Sturmschäden aufgrund der Wetterextreme der letzten Jahre. So müsste heute jede Prämienersparnis eigentlich in Prävention gesteckt werden. Zudem sanieren immer mehr Versicherer ihren Immobilienbestand.

  Quelle: www.versicherungswirtschaft-heute.de


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