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Vom Ritt auf Kanonenkugeln

15.02.2019

Fallstricke für berufstätige Frauen

von Anke Hopp

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Foto: www.selecteam.de

Es ist kein Geheimnis, dass Frauen es auf dem Arbeitsmarkt – und besonders bezüglich höherer Positionen – nach wie vor vielfach schwerer haben als ihre männlichen Mitbewerber. Gründe dafür gibt es viele. Einer davon erinnert an den berühmten Lügenbaron Münchhausen. Münchhausen – bekannt für seine Hochstapeleien – ist der Inbegriff davon, mehr zu versprechen als man halten kann.

Münchhausen wie ein Menetekel im Kopf
Genau dieses Gefühl, nur mit umgekehrten Vorzeichen, beschleicht viele Frauen in entscheidenden beruflichen Situationen. Mit Gedanken wie „Bin ich wirklich so kompetent, wie ich denke?“ neigen sie eher zum Tiefstapeln, denn zum Hochstapeln. Diese ungerechtfertigte Angst davor, als Hochstaplerin eingestuft zu werden, bremst die betroffenen Frauen in entscheidenden beruflichen Situationen aus, unter anderem auch im Bewerbungsgespräch.

Aber sogar schon vorher beim Formulieren von Anschreiben und Lebenslauf geistert ihnen zuweilen Münchhausen wie ein Menetekel durch den Kopf. Mit dem Grundgefühl, nicht genug zu wissen oder genug kompetent zu sein, fällt es verständlicherweise schwer, die eigenen Stärken und Kompetenzen anzupreisen. Natürlich gibt es auch Männer, denen das schwerfällt. Frauen sind allerdings eher anfällig für dieses Phänomen. Denn Frauen fällt es in der Regel schwerer als den männlichen Mitbewerbern, mit den eigenen Fähigkeiten hausieren zu gehen.

Implizite Verhaltensmuster tief verankert
„Eigenlob stinkt!“ ist eine gesellschaftliche Botschaft, die in besonderem Maße von Frauen verinnerlicht wird. Das Rollenbild beeinflusst – nach wie vor – die impliziten Verhaltensmuster, die wir im Laufe von Erziehung und Sozialisation in uns aufnehmen: Frauen stehen eher für Bescheidenheit, Männer stehen eher für Erfolg und Stärke. Kulturelle Botschaften wie diese tragen dazu bei, dass es vielen Frauen schwer fällt, ihre eigenen Stärken zu sehen, diese anzuerkennen und als Trumpf auszuspielen, wenn es drauf ankommt. Obwohl diese Haltung teilweise tief verankert ist, ist es möglich,
umzulernen.

Öfter dick auftragen hilft
Coaches und Berater können bei diesem Prozess unterstützen und Tricks und Techniken vermitteln, wie die eigenen Kompetenzen gesehen, anerkannt und hervorgehoben werden können. Nicht selten wächst die innere Überzeugung von der eigenen Leistungsfähigkeit mit zunehmender Erkenntnisse und Transparenz der eigenen Stärken und Vorzüge. Und das Wissen um die Qualität der eigenen Arbeit, um die eigenen Ressourcen und Soft Skills, hift zu überzeugen – nicht nur im Bewerbungsgespräch. Als erstes müssen Frauen sich ihrer Stärken bewusst werden und eine realistische Wahrnehmung des eigenen Kompetenzprofils erlangen. Ist die Wahrnehmung der eigenen Person dann nicht länger negativ verzerrt, ist eine fundamentale Basis geschaffen.

Frau sollte sich weniger vor dem Lügenbaron fürchten, sondern am Ende vielmehr von ihm lernen. Der durch seinen angeblichen Ritt auf einer Kanonenkugel bekannte Käpt’n Blaubär der Sagenwelt ist ein echter Tausendsassa. Mit einer großen Portion Schneid ausgestattet, konnte er sich immerhin am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen.

Ein Hauch mehr Selbstbewusstsein als Krücke
Ein erster Schritt kann es sein, sich selbst und seinen eigenen Gedanken zuzuhören und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wann sich das Hochstapler-Gefühl einstellt. Im zweiten Schritt gilt es dann, Wege zu finden, die eigenen Fähigkeiten realistischer einzuschätzen.

Solang das noch nicht möglich ist, kann ein Hauch Münchhausen als Krücke dienen: Tun Sie doch mal so als ob! Handeln Sie ab jetzt jeden Tag mindestens einmal mutiger, als Sie es sich eigentlich zutrauen würden! Das kann Energien freisetzen. Die so gewonnenen Erfolgserlebnisse können zukünftig helfen, das Gefühl zu widerlegen, nur eine unzureichend befähigte Hochstaplerin zu sein. Langfristig führt diese Einstellung zu mehr Selbstvertrauen, den eigenen Leistungen angemesseneren Positionen und einer größeren beruflichen Zufriedenheit. Probieren Sie es aus! Womit fangen Sie an?

  Quelle: www.selecteam.de


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