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Wein mal anders

17.02.2015

Im Beton liegt die Wahrheit

Das Lagern von Wein in Holzfässern ist eine jahrtausendealte Tradition. Doch es geht auch anders. Ein renommierter Winzer aus Escherndorf zeigt einen neuen Weg und setzt auf Betoneier.

Wein ist in aller Munde. In den zurückliegenden Jahren haben immer mehr Deutsche den gegorenen Traubensaft genossen. Es hat Stil, sich mit Wein auszukennen. Wein ist nicht einfach nur Getränk, sondern eine Lebensart. Der edle Tropfen soll uns über Nase und Gaumen mitteilen, wie er ist und wie er so geworden ist – und er soll auf möglichst individuelle Art „gut“ sein.

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Bisher ein Sakrileg: Vergärung im Betonei wird immer häufiger als Alternative zum Holzfass genutzt. Die Qualität gibt der Methode recht.

Für viele Verbraucher steht fest: Hochwertige Weine brauchen heimische Rebsorten und besondere Lagen. Ebenso entscheidend sind eine günstige Witterung, die Hand eines begabten Winzers sowie Fässer aus edlem Holz für die richtige Reife. Da klingt es fast wie ein Sakrileg, Weine statt in einem Barrique in einem Betonbehälter zu vergären, sie darin eine Weile zu lagern und dann zu trinken. Kenner hingegen mögen schmunzeln. Wein und Beton verbindet in der Tat eine gemeinsame, sogar erfolgreiche Geschichte.

Seit einigen Jahren ist eine Reihe von Winzern dazu übergegangen, bei einigen Weinsorten völlig auf die Holzfasslagerung zu verzichten. Sie bauen ihre Weine in eigens dazu hergestellten, eiförmigen Betonbehältern aus. Meinklang, ein österreichisches Weingut im Burgenland, gehörte zu den ersten Anbietern, der großflächig diese Methodik einsetzte. Das Unternehmen hat sich der Produktion von Weinen besonderer Qualität und Reinheit verschrieben. Hierfür wurde der Betrieb mit einer ganzen Reihe anerkannter Bio-Zertifikate prämiert. Bis heute wird ein St. Laurent-Rotwein in diesen Betonbehältern ausgebaut, der qualitativ und geschmacklich herausragend ist.

Doch auch in Deutschland setzt sich Beton immer mehr bei den Winzern durch. So haben einige fränkische Weinbauern mit dem Ausbau von Weißweinen in den eiförmigen Betonbehältern experimentiert. Das Angebot hat sich mittlerweile durchgesetzt. Viele „Beton-Weine“ sind inzwischen ein fester Bestandteil des jeweiligen Angebots. Vielfach hat der Ausbau in Beton die experimentellen Anfänge hinter sich gelassen. Die Zahl der deutschen Winzer, die sich dieser besonderen Art der Weinerzeugung zuwenden, wächst Jahr für Jahr. Inzwischen sind einige dieser „Beton-Weine“, wie beispielsweise die des Weinguts Rainer Sauer in Escherndorf, hochprämiert und haben sich in der oberen Qualitätsklasse etabliert. Auf rund 13 Hektar baut Rainer Sauer unterschiedliche Rebsorten an und füllt ungefähr 110.000 Flaschen pro Jahr ab. Die Winzerfamilie macht dabei den Escherndorfer Lump, bekannt für seinen Muschelkalkboden und ein einzigartiges Klima von bis zu 50 Grad im Sommer, zu einer der prominentesten Weinlagen Deutschlands.

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Zusammen mit seinem Sohn setzt Rainer Sauer auf einheimische Rebsorten, die er im Betonei vergärt.

Fotos: Betonservice Süd

Trotz dieser Entwicklung wartet die Önologie noch auf den üblichen Strauß an „In“-Begriffen zur kennerhaften Beschreibung der besonderen geschmacklichen Merkmale eines gänzlich im Betonbehälter ausgebauten und gelagerten Weins. Es gibt zwei Möglichkeiten, mit diesem Vakuum umzugehen. Entweder selbst neue Begriffe zu entwickeln oder aber einfach weniger darüber zu reden und dafür mehr davon zu genießen. Ein Anfang ist auf jeden Fall gemacht. Wem das Wort „Beton“ im Zusammenhang mit einem guten Tropfen immer noch schwer über die Lippen geht, kann seinen Gästen alternativ einen „kalkmineralisch ausgebauten Wein“ und damit immer noch etwas ganz Besonderes kredenzen.

  Quelle: www.schaal-trostner.de


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