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Weserrenaissance-Museum Schloss Brake

04.05.2020

Energetische Ertüchtigung, barrierefreier Umbau sowie veranstaltungs- und ausstellungstechnische Optimierung mit modernen Trockenbaulösungen

Zwischen dem Beginn der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg erlebte der Weserraum einen regelrechten „Bauboom“. Davon zeugen unter anderem das Rathaus, die Bürgerhäuser sowie das Ballhaus der Alten Hansestadt Lemgo. Im Lemgoer Vorort Brake ist darüber hinaus die Renaissance-Residenz der ehemaligen Grafschaft Lippe erhalten geblieben: das Schloss Brake. In dem ursprünglich vierflügeligen Gebäudekomplex befindet sich seit 1989 das Weserrenaissance-Museum. Dessen Aufgabe ist die Visualisierung der Renaissance Nordwestdeutschlands.

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Im Sinne einer modernen Kultureinrichtung, die sich zukunftsfähig aufstellen will, wurde das Erdgeschoss des Museums kürzlich umfassend umgebaut. Als Träger des Museums hat der Landesverband Lippe mit Unterstützung Dritter knapp zwei Millionen Euro in die energetische Ertüchtigung, den barrierefreien Umbau und die veranstaltungs- und ausstellungstechnische Optimierung investiert. Einen wesentlichen Beitrag zum Umbau leisteten die Mitarbeiter des Ausbaubetriebes Baumanagement Andrä. Schloss Brake wurde ab 1587 als Residenz der Grafen zur Lippe im Stil der Renaissance ausgebaut. Es ist von einem Wassergraben umgeben und steht auf den Grundmauern einer der größten mittelalterlichen Burgen Norddeutschlands. Der markante Turm macht es zum weithin sichtbaren Wahrzeichen der Alten Hansestadt Lemgo.

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Sitz des Weserrenaissance-Museums Schloss Brake: Schloss Brake in Lemgo wurde ab 1587 als Residenz der Grafen zur Lippe im Stil der Renaissance ausgebaut. Es ist von einem Wassergraben umgeben und steht auf den Grundmauern einer der größten mittelalterlichen Burgen Norddeutschlands.

Fotos: Landesverband Lippe

Die Gebäude im näheren Umfeld des Schlosses, zu denen historische Mühlen und ein ehemaliges Waschhaus gehören, vermitteln noch heute ein eindrucksvolles Bild einer frühzeitlichen Residenz. Der augenscheinlich beste Ort also, um Besuchern die faszinierende Epoche der Renaissance näher zu bringen. Auf einer Nutzfläche von rund 3.500 m² vermittelt die Sammlung des Weserrenaissance-Museums einen Überblick über die Kulturgeschichte des 16. und frühen 17. Jahrhunderts. „Im Rahmen der Umbaumaßnahmen wurden speziell an den Trockenbau verschiedene Anforderungen gestellt“, erinnert sich Gerold Andrä, Betriebsleiter von Baumanagement Andrä. „Brandschutzdecken und -wände mussten errichtet, ausgefallene Akustikdeckensegel gestaltet und installiert werden. Die Ausformung geschwungener Wandkonstruktionen forderte unsere Mitarbeiter ebenso wie die Umsetzung eines von oben begehbaren Raum-in-Raum-Systems. Dank intensiver Abstimmung mit dem verantwortlichen Architekturbüro Schwakenberg / Bley aus Lemgo und den Technikern unseres Ausbaupartners Rigips haben wir für jede Herausforderung eine mehr als überzeugende Lösung finden können.“

Statische Berechnung für Brandschutzdecke
Eine der ersten Aufgaben bestand in der Herstellung einer selbstständigen F 90-Brandschutzdecke in einem der großen Ausstellungs- und Vortragssäle. Sie soll im Brandfall sowohl die Deckenunterseite als auch die vorhandenen und neu eingezogenen Stahlträger schützen. Die Besonderheit: Die Unterkonstruktion der rund 300 m² großen Brandschutzdecke sollte für die Aufnahme von zusätzlichen Lasten bis zu 15 kg/m² ausgelegt sein, gleichzeitig aber mit einem erweiterten Befestigungsabstand der Nonius-Abhänger von 1.250 mm realisiert werden. Regulär wäre in dem entsprechenden Rigips-System SD11RF ein Abstand von 750 mm einzuhalten gewesen.

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Eine der ersten Aufgaben im Rahmen des Umbaus bestand in der Herstellung einer selbstständigen F 90-Brandschutzdecke in einem der großen Ausstellungs- und Vortragssäle.

„Aufgrund der Stahlträger sowie einiger Kabelkanäle unter den Trägern hatten wir keine Möglichkeit, das eigentlich geforderte Raster für die Nonius-Abhänger umzusetzen. Unser Ziel war es dennoch, die Unterkonstruktion so auszuführen, dass sämtliche Unterbauten direkt an dieser montiert werden konnten, ohne dass zum Beispiel Gewindestangen oder andere zusätzliche Befestigungen für Deckensegel und Leuchten durch die Brandschutzdecke geführt werden mussten“, erklärt Gerold Andrä. In Abstimmung mit dem Ausbauteam führten die angefragten Rigips-Techniker eine zusätzliche Statikberechnung durch. Die Lösung bestand in einer Reduzierung der Achsabstände sowohl der Grund- als auch der Tragprofile auf 400 mm. Beplankt wurde die so ausgebildete Unterkonstruktion mit zwei Lagen Rigips Die Dicke in je 20 mm Stärke.

Weiße Deckensegel auf schwarzem Grund
Neben den brandschutztechnischen Vorgaben galt es im Deckenbereich auch die ästhetischen Vorstellungen von Architekt und Bauherr auf innovative Art und Weise umzusetzen. Damit die später anzubringenden weißen Akustikdeckensegel optimal zur Geltung kommen, sollte die gesamte Brandschutzdecke eine schwarze Beschichtung erhalten. Hierfür wurde die Deckenfläche vom Ausbauteam zunächst mithilfe des Rigips VARIO Fugenspachtels und der ProMix Plus Fertigspachtelmasse auf
Q 3 gebracht. Anschließend wurde die Deckenfläche mit einer speziellen Farbstoffkomponentenmischung im Spritzverfahren beschichtet. Die eigentliche Herausforderung stand mit der Planung und Montage der Deckensegel jedoch erst noch bevor: Geplant waren insgesamt zehn nahezu raumbreite, mit akustisch wirksamen Rigitone Air Lochplatten beplankte Deckensegel, die nach der Idee der Architekten eine moderne Interpretation des Deckenbildes historischer Holzbalkendecken aus dunklen Balken und hell geputzten Deckenfeldern darstellen. Laut Deckenplan sollten diese so angeordnet werden, dass zwischen allen Segeln der exakt gleiche Abstand gewährleistet ist.

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Nach einer statischen Berechnung durch die Techniker von Ausbaupartner Rigips wurden die Achsabstände sowohl der Grund- als auch der Tragprofile auf 400 mm reduziert.

„Da der Saal jedoch nicht absolut gerade verläuft, sondern in seiner rechteckigen Form eine leichte Biegung aufweist, mussten einige dieser Deckensegel in leicht konischer Form hergestellt werden. Eine weitere Herausforderung stellte der umlaufende geschlossene Fries an allen Deckensegeln bei gleichbleibendem Lochbild dar“, so Gerold Andrä. Die ursprüngliche Idee, die Lochplatten werkseitig mit einem aufgekanteten Winkel und dem vom Architekten gewünschten umlaufend geschlossenen Fries mit 150 mm Breite vorzufertigen, musste fallengelassen werden. Die gleichbleibenden Abstände in Abhängigkeit von Lochbild und Friesbreite kollidierten mit dem machbaren Werkfertigungsmaß. Die Lösung bestand in der Fertigung von glatten Formteilen für die Friesbreite von 150 mm inklusive einer 120-Grad-Aufkantung.

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Da der Saal nicht absolut gerade verläuft, sondern in seiner rechteckigen Form eine leichte Biegung aufweist, mussten einige dieser Deckensegel in leicht konischer Form hergestellt werden.

Sie verhindert im fertig montierten Zustand, dass die Unterkonstruktion von unten einsehbar ist. „Auf diese Weise haben wir sowohl ein gleichmäßiges Lochbild als auch die fixen Abstände zwischen den Segeln sicherstellen können. Die einzige Herausforderung bestand im sehr genauen Zuschnitt der Lochplatten. Die Lochstanzungen im Randbereich durften nicht beschädigt werden, um später ein optimales Anspachteln der Fries-Formteile zu ermöglichen.“ Ästhetischen Ansprüchen entsprach das Trockenbauteam auch an anderen Stellen im Weserrenaissance-Museum. So wurde etwa ein Treppenaufgang mit gebogenen Rigips GK-Form Platten verkleidet, in die oberflächenbündige LED-Lichtbänder eingearbeitet wurden.

Raum-in-Raum-System mit massiver Trockenbauplatte
Die kompletten Sanitärbereiche sollten in Form eines Raum-in-Raum-Systems hergestellt werden. Durch die Vielzahl von Lüftungskanälen und anderen Installationen sowie der weißen Deckensegel war es nicht möglich, die Wände der einzelnen Raumzellen an der Rohdecke zu befestigen. Darüber hinaus sollte das „RigiRaum“ System in einer zu Wartungszwecken von oben begehbaren Variante realisiert werden: Gefordert war eine sichergestellte Lastenaufnahme von mindestens 150 kg/m². „Die Raumzellen sollten äußerst robust sein und über einen guten Schallschutz verfügen. Vor allem aber sollte es möglich sein, im Inneren wie von außen Lasten an den Wänden zu befestigen, ohne diese vorher mit Traversen oder OSB-Platten zu verstärken“, so Gerold Andrä. Aus statischen Gründen wäre im ausgewählten RigiRaum System lediglich eine je Wandseite zweilagige Beplankung mit der Hartgipsplatte Rigips Die Harte notwendig gewesen. Um den zusätzlichen Anforderungen für die Lastenbefestigung gerecht zu werden, entschieden sich die Trockenbauprofis für den Einsatz einer Mischkonstruktion: Auf eine erste Lage Rigips Die Harte (12,5 mm) montierten sie eine Lage der massiven Trockenbauplatte Rigips Habito (12,5 mm).

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Das Zusammenwirken von historischer und neuer Bausubstanz entfaltet im Weserrenaissance-Museum an vielen Stellen seine ganz eigenen Reize.

Fotos: Saint-Gobain Rigips GmbH

An ihr können selbst schwere Lasten mit einfachen Schrauben und ohne weitere Verstärkungen befestigt werden, sodass die Wände problemlos etwa zu Ausstellungszwecken genutzt werden können. Als aussteifende und begehbare Beplankungslage wurden abschließend auf der Oberseite der Decke 22 mm starke, tragfähige Holzwerkstoffplatten als Lastverteilung aufgelegt und mit einem Abstand von 250 mm mit den UA-Profilen verschraubt. Die Platten wurden dabei über mindestens zwei Felder spannend und im Verband verlegt. „Die Umbaumaßnahmen im Weserrenaissance-Museum waren gleichermaßen abwechslungsreich wie komplex. Die fachgerechte Umsetzung aufwändiger Brand- und Schallschutzkonstruktionen war genauso gefordert, wie die optisch einwandfreie Verarbeitung etwa im Bereich der Deckensegel und der geschwungenen Wandkonstruktionen. Zu dem überzeugenden Endergebnis hat insbesondere die gute Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro und den verantwortlichen Technikern bei Rigips beigetragen“, so das Resümee von Gerold Andrä.

 

  Quelle: www.baumarketing.com


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