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Erleichterte Renovierung bei Bestandsgebäuden

17.12.2021

Timo Leukefeld, Honorarprofessor an der Berufsakademie Glauchau, der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, geht der Frage nach, inwieweit sich Bestandssanierungen bei Wohngebäuden verringern lassen. Er sieht Einfachheit und eine „maximale Intransparenz“ als Ausweg aus dem Regulierungsdschungel.

Gerade technische Lösungen, die teuer sind und erst wenig getestet wurden, laufen Gefahr zu scheitern. Ein Beispiel hierfür ist die Installation regenerativer Heizungsanlagen in bestehenden Mehrfamilienhäusern. Technisch können kaskadierende Wärmepumpen in Kombination mit Photovoltaik und Spitzenlastkesseln oder Fernwärme zur Absicherung sehr komplex sein. Ebenso das Geschäftsmodell mit seinen unterschiedlichen Säulen aus Wärmeverkauf, Mieterstrom und Solarstrom-Vermarktung ist kompliziert.

Leukefeld denkt, dass durch die Komplexität Gebäudeeigentümer bei der Entscheidungsfindung beeinträchtigt werden und es ebenfalls zur Erschwerung der Finanzierung ihrer Projekte führen könnte. Würden solche Lösungen gebaut, bestünde die Gefahr des Versagens durch eine falsche Installation und weiterführend zu Reparatur- oder Wartungsprobleme, so Leukefeld.

Er richtet sich vor allem auf Flüssigkeitsheizungen wie Wärmepumpen oder Hybridsysteme, die seiner Meinung nach wartungsintensiv sind und aufgrund der Verlegung von Heizungsrohren und weiterer Komponenten zu hohen Anschaffungskosten bei der Erstinstallation führen. In seinen Bauprojekten mit Immobilienunternehmen und Banken nähert er sich diesen Schwierigkeiten nun aus zwei Perspektiven – wirtschaftlich und technisch. Auf der wirtschaftlichen Seite will er durch „maximale Intransparenz“ eine gewisse Einfachheit ermöglichen. Ein interessanter Ansatz der Flatrate-Miete verbirgt sich hinter diesem Geschäftsmodell, die bereits die Mietkosten für Strom, Heizung und Warmwasser beinhaltet. Ebenso ist denkbar, weitere Elemente des Wohnens der Flatrate hinzuzufügen, wie sommerliche Kühlung und ein Elektroauto-Carsharing.

Aus der technischen Perspektive betrachtet, verzichtet Leukefeld gänzlich auf wasserführende Heizsysteme. Er baut mit Infrarotheizungen, die größtenteils mit Photovoltaikstrom betrieben werden. Zentrale und industrielle Batteriespeicher gehören ebenso zum Konzept wie ein Boiler zur Warmwasserbereitung vor Ort in jeder Wohnung.

Vermietung ohne Messung des Verbrauches

Leukefeld ist der Meinung, dass sich die Investition eines Immobilienunternehmens in bessere Dämmtechnik und aufwändige regenerative Heizung nicht lohnen wird und schon gar nicht neutral hinsichtlich der Warmmieten sei. “Wärme ist defizitär“, resümierte er. Es gibt viele Gründe, warum die Wärmevermarktung für Vermieter immer weniger attraktiv ist. Dazu zählen erhöhte Anforderungen an Verbrennungs- und Abrechnungsverbrauch, geringerer Wärmebedarf, negative Auswirkungen auf das Verhältnis von Nutzwärme zu Verlustwärme im Rohrleitungssystem und im Herstellungsprozess. Die Dämmung selbst wird durch steigende Anforderungen und vor allem durch Handwerkermangel immer teurer. Und im Gegensatz dazu gibt es heute sehr günstige Möglichkeiten, Wärme zu erzeugen, wie beispielsweise mit einer Gasheizung.

Deshalb müssen Mischkalkulation und eine Querfinanzierung durch andere Energieformen zur Wärmegewinnung beitragen, erklärt Leukefeld. Viele Anbieter haben dies bereits erkannt. Mit der Miet-Flatrate, betont er, müsse sich zudem der Mieter nicht mit unschönen Mieterstrommodellen herumschlagen, sollte mit diesem Modell ebenfalls seinen Haushaltsstrom abdecken. Außerdem benötige es keine Installation eines Zählers für jeden Mieter. Stattdessen wird den Mietern eine Festmiete von bis zu zehn Jahren und ein großzügiges Energiekontingent, das sie nicht überschreiten sollten, garantiert.

Das Haus wird zu einer Blackbox, in der Über- und Unterschreitungen die Waage halten. Für Mieter liegt die Entscheidung für oder gegen die Wohnung in der Frage: „Kann ich die Miete zahlen“, denn es gibt keine Überraschungen bei Neben-, Heiz- und Betriebskosten. Im Gegenzug wird das Sparen auch nicht belohnt. Mit dieser All-Inclusive-Lösung haben Eigentümer ein sicheres und ausreichendes Einkommen, sofern die Energielösung auf sehr kalkulierbare Kosten ausgelegt ist, erklärt Leukefeld. Dafür muss die Technik einfach, kostengünstig und wartungsarm sein.

  Quelle: www.pv-magazin.de


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